Nikolaus Gross Homepage Ökumenisches Heiligenlexikon
Nikolaus-Groß-Abendgymnasium
mit einer sehr informativen und umfangreichen speziellen Internet-Seite zu Nikolaus Groß
Homepage von Dr.Dr. Vera Bücker
mit einer Biografie zu Nikolaus Groß und auch zum Kölner Kreis. 

Nikolaus Groß (1898 - 1945)

Eine kleine Zusammenstellung über Person und Wirken des ersten Seligen
unseres Bistums von Tobias Klinke (T.K.)

Am 7. September 2001 hat Papst Johannes Paul II. Nikolaus Groß selig gesprochen. Damit wurde zum ersten Mal in der Geschichte unseres Bistums ein Mensch aufgrund seines heiligmäßigen Lebens als ein Beispiel christlichen Lebens herausgestellt.
 

Kurzbiographie von Nikolaus Groß

30. September 1898
Nikolaus Groß wird in Niederwenigern bei Hattingen geboren.
Nach Besuch der Volksschule Arbeit in einem Blechwalzwerk und auf einer Zeche.

1920 - 1926

Gewerkschaftssekretär.

1927
Tätigkeit bei der KAB. Schriftleiter bei der "Westdeutschen Arbeiter-Zeitung", später "Ketteler Wacht".

1938
Verbot der Zeitung, Verfassen von Kleinschriften.

12. August 1944
Festnahme durch die Geheime Staatspolizei (GeStaPo).
Haft in Berlin-Tegel.

15. Januar 1945
Verurteilung zum Tode.

23. Januar 1945
Hinrichtung in Berlin-Plötzensee.

Durch seine Betätigung als Schriftleiter der "Westdeutschen Arbeiter-Zeitung" wird Nikolaus Groß auch mit dem Aufstieg und Sieg des Nationalsozialismus konfrontiert. Seine christliche Weltanschauung ist mit der Ideologie und dem Totalitätsanspruch der Nationalsozialisten nicht vereinbar. Schon vor den ersten Erfolgen der NSDAP hatte er vor der Gefährlichkeit der neuen Protestbewegung gewarnt. Bis 1933 bezog er in vielen Artikel Stellung. Nach seiner Überzeugung war die NSDAP antichristlich, arbeiterfeindlich, diktatorisch und kriegstreibend. Früher als die Bischöfe sprach er von der Unvereinbarkeit von Christentum und Nationalsozialismus.

Es war für Groß sehr deutlich, dass die Kirche ihrer christlichen Weltverantwortung unter dem totalitärem System des NS-Staates nicht gerecht werden konnte und dass dieser vom Vernichtungswillen gegen ein lebendiges Christentum geleitet wurde. Dies führte ihn in den politischen und zivilen Widerstand. Der damit verbundenen Gefahr war er sich bewusst.

Seine Motivation zum aktiven Widerstand war die religiöse Motivation, die er in seinem Lebenswandel und seinen Schriften ausdrückte. In einer von ihm verfassten Glaubenslehre schreibt er: "(...) wir müssen ihm (Jesus Christus, T.K.) in der Wahrheit, in der Liebe, in der Treue, in der Opferbereitschaft nacheifern." Trotz seiner aufrichtigen Liebe zu seiner Familie hieß das für ihn, diese notfalls hinten anzustellen.


Eine zentrale Aufgabe des Christen sah Groß darin, den christlichen Glauben in einer angemessenen Form gegen alle Angriffe zu verteidigen. Er schreibt: "Zum Bekenntnis durch Wort und Tat gehört auch (...) die Verteidigung des Glaubens gegenüber dem Feinde. Schmachvoll ist es, wenn wir (...) es widerspruchslos geschehen lassen, dass er geschmäht wird.

Am 12. August 1944 wird Nikolaus Groß in seiner Wohnung verhaftet. Mitte Januar 1945 findet sein Prozess vor dem Volksgerichtshof statt. Bei der Verkündigung seines Urteils begründet Roland Freisler das Todesurteil: "Groß gab seine Taten offen zu. (...) Er schwamm mit im Verrat, muss folglich auch darin ertrinken."
Im Gefängnis konnte Groß zum letzten Mal seiner Frau Elisabeth begegnen. Er zeichnete ihr ein Kreuz auf die Stirn und verabschiedete sie mit den Worten: "Auf Wiedersehen in einer besseren Welt! Im Himmel kann ich mehr für dich und die Kinder tun als hier auf dieser Welt!"


Portrait zur Seligsprechung von
Andrzej Piwarski

Am 23.01.1945 wird Groß in Plötzensee zusammen mit neun anderen Verurteilten durch den Strang hingerichtet. Nach dem Bericht des Gefängnispfarrers, der die Todeskandidaten aus einem verborgenen Winkel segnete, neigte Groß beim Segen still das Haupt. "Sein Gesicht scheint schon erleuchtet von der Herrlichkeit, in die einzugehen er sich anschickt."
Das vom Glauben motivierte Handeln von Groß ist in unserem Bistum nicht vergessen worden. Während seiner zweiten Pastoralreise durch Deutschland hebt Johannes Paul II. diesen Mann als Vertreter der Arbeits- und Berufswelt hervor. Er stellt fest, dass Groß "aus der Gewissheit des Glaubens" gelebt habe und "dass Christus, das Licht der Welt, stärker ist als alle Dunkelheiten, die das Leben immer wieder zu bedrohen suchen."
1988 hat der erste Bischof von Essen, Franz Kardinal Hengsbach, den Seligsprechungsprozess für Nikolaus Groß eröffnet. 1998 wurde das Verfahren in der Diözese von Bischof Hubert Luthe abgeschlossen und das apostolische Verfahren im Vatikan eingeleitet.
Bischof Luthe schreibt an uns in seinem Hirtenbrief zur Seligsprechung: "Nach menschlichem Maßstäben ist Nikolaus Groß mit seinem Leben gescheitert. Doch darin teilt er das Schicksal Jesu selbst. Trostvoll für alle Unterdrückten ist, was unser Herr im Blick auf die Vollendung im Reich Gottes verheißt: ‚Dann werden manche von den Letzten die Ersten sein und manche von den Ersten die Letzen.' So ist die Seligsprechung von Nikolaus Groß auch ein leuchtendes Zeichen, dass Terror und Gewalt der Mächtigen nicht das letzte Wort behalten. Gott steht zu denen, die sich im Leben als treu erweisen ..."
Für die Kirche des Bistums Essen bedeutet die Seligsprechung, dass Nikolaus Groß nun öffentlich in den Gottesdiensten verehrt werden darf. Dabei geht es nicht um Heldenverehrung oder christlichen Starkult. Stattdessen soll uns vielmehr die Überzeugung leiten, dass Gott sich selbst und seine Gnade im Martyrium des Nikolaus Groß offenbart und dass die Größe Gottes in dem aufstrahlt, was wir im Leben der Heiligen und Seligen bewundern. Weil Gott ihnen Kraft und Glaubensstärke schenkt, kann ihr Lebensschicksal auch für uns zum Vorbild werden. Auch wenn wir in einer anderen Zeit und unter anderen Bedingungen leben, soll ihr Glaubensweg uns Anregung geben für unseren Weg der Nachfolge.

Aus dem Weihnachtsbrief von Nikolaus Groß an seine Familie, Dezember 1944:

Trost aus der Haft
In diesem Jahr habe ich nun nichts.
Meine Hände sind leer.
Und doch sind sie nie gefüllter und gebefreudiger gewesen.

Allerdings: Gute Dinge des Leibes habe ich euch nicht zu bieten.
Aber an jedem Tag habe ich hunderte Päckchen an euch abgeschickt:
Gebete um eine gesegnete und gnadenreiche Weihnacht...

So lasst uns Weihnachten feiern, getrennt und doch vereint,
weit auseinander und doch näher als je.
Ich werde im Gedenken an euch zu keinem Augenblick mich einsam
und verlassen fühlen, vielmehr manches bedenken können,
was früher übersehen wurde.